Das festgesetzte Jahresziel der
Sowjetunion im Jahr 1944 bestand darin, den Feind vom Land zurückzuschlagen. Im Frühjahr
1944 beschloss Stalin, dass Finnland durch den Grossangriff der Landtruppen auf der
Karelischen Landenge und in Olonetz geschlagen wird. Der Angriff sollte gleichzeitig mit
der Planung der Hauptoperation gegen Deutschen in Weissrussland erfolgen. "Es sollten
die Voraussetzungen geschaffen werden, den Angriff auf die innere Teile Finnlands zu
erweitern." Von Finnland würde nur die bedingungslose Kapitulation angenommen.
Durch diese Angriffe sollte die Sowjetarmee - beim Vormarsch auf die Westseite von Viipuri
und Sortavala - die finnische Armee auf der Karelischen Landenge und in Olonetz schlagen.
Auf den Angriff wurden die Leningrader Front (Armeegeneral, später am 18.6. der Marschall
der Sowjetunion Leonid Govorov, 24 Divisionen) und die karelische Front konzentriert. Beim
Beginn des Angriffes betrug die Gesamtstärke der sowjetischen Truppen an der finnischen
Front 605.000 Männer, in den Grossangriffsrichtungen 450.000 Männer. Diese Stärke
entsprach der Gesamtstärke der finnischen Streitkräfte. Finnland hatte in der Richtung
der Karelischen Landenge fünf Divisionen, zwei Brigaden und eine Panzerdivision. In bezug
auf Panzerwaffen, Luftstreitkräfte und Artillerie (5500 Geschütze auf der Landenge)
reichte die materielle Übermacht der Sowjetunion aus, um den Angriff in Gang zu bringen.
Der Durchbruch auf der Landenge, in Valkeasaari gelang (Übermacht 6:1) am 10.6., die Rote
Armee war am Anfang erfolgreich und eroberte Viipuri am 20.6., aber es gelang ihr nicht,
die finnische Armee zu vernichten. U.a. im Kampf in Siiranmäki vom 13. bis 16.6.
zerstörten Finnen 21 Panzerwagen. Die finnischen Truppen auf der Landenge wurden am 14.6.
unter der Führung des Stabs von der Armee der Karelischen Landenge (Befehlshaber,
Generalleutnant K.L. Oesch) vereinigt.
Nach der Eroberung von Viipuri stellte die Rote Armee ihr Ziel in der Richtung der
Landenge weiter voran: die finnische Armee sollte am Kymi-Fluss zerschlagen werden. In der
hinteren Stellung, auf der Viipuri-Kuparisaari-Taipale -Linie wurde jedoch der Widerstand
der Finnen zäher, und die Sowjetarmee erreichte keine militärische Lösung. Sie erlitt
im Durchbruchsangriff grosse Verluste. Die finnische Armee wurde durch die Einberufung
älterer Jahrgänge vergrössert, die Deutschen entsandten von der südlichen Seite des
Finnischen Meerbusens eine Division und eine Sturmgeshützbrigade sowie die effektive
Luftabteilung Kuhlmey. Die Verteidigung wurde auch durch neue Panzerabwehrwaffen, durch
Panzerschrecke und Panzerfäuste, verstärkt. Die Rote Armee verlor im Juni auf der
Landenge 74.000 Männer (14.500 Gefallene).
Die zähen Angriffe der Russen, die sie mit Hilfe von drei Armeen durchführten, in der
ersten Hälfte vom Juli in den Richtungen Tali-Ihantala (21. Armee), Viipurinlahti (59.
Armee) und Vuosalmi (23. Armee) scheiterten. Die Verluste der Roten Armee im Juli auf der
Landenge betrugen 31.000 Männer (7600 Gefallene). Das konzentrierte und effektive Feuern
der Finnen auf dem Gebiet Ihantala ist berühmt geworden. Es gelang auch den finnischen
Kampffliegern, die Luftoperationen des übermächtigen Feindes zu stören.
Die Rote Armee gebrauchte gegen Finnland in dieser Phase insgesamt 54 Divisionen und 11
Infanteribrigaden. Ihre Verluste in den Angriffen in der Richtung Finnland im Juni und
Juli 1944 betrugen 168.000 Männer (39.000 Gefallene und 120.000 Verletzte). Die Verluste
Finnlands zu gleicher Zeit betrugen 66.000 Männer (etwa 11.850 Gefallene).
Nach dem Misserfolg überliess die oberste Leitung der Sowjetunion die finnische Richtung
fast seinem Schicksal. Mitte Juli wurden von der Karelischen Landenge und Anfang August
von Karelien am Nordoststrand des Ladogasee Truppen für den Hauptangriff gegen
Deutschland genommen. Die Grossangriffe gegen Finnland waren von den Grossangriffen der
Sowjetunion in der Endphase des zweiten Weltkrieges die einzigen, die abgewehrt wurden.
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